Trennung verarbeiten als Schlussmacher – warum überhaupt Verarbeitung?
Grundsätzlich gibt es in der Liebe nur zwei Richtungen. Du bist glücklich und du fühlst dich wohl. Oder du bist nicht mehr glücklich und fühlst dich in der Nähe deines Partners unwohl. Letztere Situation – die Beziehungskrise lässt eigentlich nur eine richtige Entscheidung zu.
„Oder doch nicht?“
In diesem Artikel erfährst du, wie du am besten für oder gegen die Partnerschaft entscheidest und welche Fragen du dir, aber auch deinem Freund / der Freundin stellen solltest.
Wenn du dich trennst, ist es besser, wenn du dir deiner Sache auf jeden Fall sicher bist. Auch wenn ein Weg zurück nicht ausgeschlossen ist, ist es besser, wenn du vom ersten Moment deiner Zweifel mit offenen Karten spielst und nicht sprichwörtlich aus heiterem Himmel eine Beziehung beendest.
Hast du den Beschluss der Beendigung getroffen, musst auch du die Situation verarbeiten, unabhängig von der Dauer (ob paar Monate, paar Jahre oder sogar über 10, 20 oder 30 Jahren) die Ihr zusammen gewesen seid.
Manchmal ist das gar nicht so einfach, doch ohne die Verarbeitung wirst du dich häufiger fragen, ob dieser Entschluss richtig war oder ob du es hättest ändern können.
Wenn Herzschmerz und Schuldgefühle problematisch werden
In der Praxis zeigt sich meist, dass der Verlassene vom Herzschmerz überrollt wird, während er dir die Schuld gibt und dich dementsprechend behandelt. Doch der Begriff Schuld ist in Bezug auf eine Liebesbeziehung völlig fehl am Platz.
Am Anfang steht das Verliebtsein. Du siehst alles durch die rosarote Brille und stellst dir vor, dass niemand glücklicher als du sein kannst. Doch dann kommt der Alltag. Die rosarote Brille verschwindet und du fragst dich öfter, warum du überhaupt mit deinem Partner zusammen bist und ob er der richtige Mensch für dich ist.
„Ist deine Beziehung am Ende?“
Viel zu oft im Leben neigen wir dazu, uns diese essenziellen Fragen nicht zu beantworten und lieber den leichten Weg zu gehen.
„Ich bin eher der Schlussmacher, als dass ich verlassen werde“, sagen viele Menschen.
Doch halte dir vor Augen, dass der Trennungsschmerz dich überwältigen kann, auch wenn du der Schluss-Macher bist und deiner Partnerschaft den Schlussstrich versetzt hast.
Fakt ist: Je länger ihr zusammen wart, umso schmerzhafter wird es auch für dich und umso größer sind deine Schuldgefühle, wenn du deinen ehemaligen Liebsten / die Liebste leiden siehst. Doch das war noch nicht alles.
Welchen Schmerz spürst du als Schluss-Macher?
Die Palette an schmerzhaften Trennungsmomenten ist unerschöpflich. Schon der Augenblick, in dem du dich an den Tisch setzt und deine Worte als Schluss-Macher über die Lippen bringst, können dir einen echten Stich ins Herz versetzen.
Ist das der Fall, sollte dir in dem Moment klar werden, dass du wahrscheinlich übereilt gehandelt und dir die Angelegenheit nicht wirklich überlegt hast. Hättest du ausgeliebt, würde dich der traurige, tränenverschleierte Blick deines Gegenübers nicht berühren.
Doch dass er es tut, zeigt dein Empfinden, das sich aus tiefem Schmerz und Schuldbewusstsein speist. Nun geht es für dich in erster Linie darum, den Grund für dein Gefühl zu entschlüsseln.
Du musst herausfinden, ob du selbst wirklich traurig bist, oder ob dein Schmerzempfinden eher eine Form des Mitleides ist. In letzterem Fall brauchst du deinen Entschluss nicht anzuzweifeln. Dennoch musst du lernen, das Mitleid zu überwinden und dich mit dir, nicht mit dem Gefühl vom Lebenspartner zu beschäftigen.
In der Liebe UND bei der Trennung gibt es keine Schuld
Der Begriff Schuld wird heute inflationär verwendet. Du bist verantwortlich, wenn du eine Partnerschaft beendest. Du bist auch dann schuld, wenn dein Partner dich zum Beispiel betrogen hat und wenn du es nicht verzeihen kannst.
Stelle dir selbst die Frage, ob du auch schuldig daran warst, dass ihr euch kennengelernt und dass ihr euch ineinander verliebt habt. Schnell gelangst du an den Punkt, der dir zeigt, dass es zum Zeitpunkt eurer Verliebtheit keine Schuldfrage gab.
Warum also sollte sie jetzt im Raum stehen und warum trägst du die Verantwortung, nur weil du aussprichst, was dir auf der Seele brennt. Eine saubere Trennung ist nur möglich, wenn du als Schlussmacher zu deinen Worten stehst und dich nicht von Schuldgefühlen, von Reue oder von der Enttäuschung deines Partners vereinnahmen lässt.
Es wird noch einige Momente geben, in denen du überlegst, ob du richtig gehandelt hast oder ob es eine andere Lösung gegeben hätte.
Mit der Schuldfrage brauchst du dich nicht zu beschäftigen. Selbst wenn du dich neu verliebt hast, gibt es keine Verschuldung. Aber es gibt eine Ursache, die deiner Entscheidung zugrunde liegt.
Was tun, wenn du die Entscheidung bereust?
„Du kannst es nicht verarbeiten, dass dein ehemaliger Liebster / die Liebste in einer neuen Beziehung lebt?!
„Aber warst nicht du es, der Schluss gemacht hat und der sich sicher war, dass es für die Liebesbeziehung keine Zukunft gibt?!
Es kann häufiger passieren, dass du einen Beschluss bereust und dass du erst später merkst, dass du fehlgegangen bist.
„Was kannst du in diesem Fall tun?“
Zuerst ist es ratsam, wenn du tief in dich kehrst und herausfindest, ob der Stich in deinem Herzen nur daher rührt, dass du nicht mehr die Nummer 1 bist. Aber das hast du so gewollt.
Du hast Schluss gemacht und dich dafür entschieden, nicht an der Lebenspartnerschaft festzuhalten. Wenn es nicht die Eifersucht aus Gewohnheit ist und wenn du echte Reue spürst, darfst du dir überlegen, warum du die Angelegenheit beendet hast.
Waren die Gründe eher fadenscheinig, gibt es vielleicht noch eine Chance, die Entscheidung rückgängig zu machen. Doch wenn du dir zum Trennungszeitpunkt sicher warst, dass es keine gemeinsame Zukunft gibt, da die Differenzen unüberbrückbar waren, wird sich das auch zum heutigen Zeitpunkt nicht geändert haben.
In diesem Fall solltest du den Liebeskummer überwinden und nicht erneut in eine Partnerschaft einsteigen, die bereits im ersten Versuch keine feste Basis für eine Lebenspartnerschaft hatte.
Nicht nur der verlassene Partner spürt Liebeskummer
Wer ans Schluss machen denkt, sieht meist das Szenario eines weinenden Partners / Partnerin vor seinen Augen.
Die Gedanken an Liebeskummer und Herzschmerz, der gerade in den ersten Tagen und Wochen unüberwindbar scheint, spielt sich vor deinem geistigen Auge ab. Jeder kennt das Gefühl, der schon einmal verlassen wurde und zu diesem Zeitpunkt noch von Herzen geliebt hat.
Doch auch du als Schlussmacher wirst noch lange von den Trennungsmomenten zehren und dich gerade in einsamen Momenten fragen, ob du alles richtig gemacht hast. Stelle dich also darauf ein, dass auch du die Trennung verarbeiten und dich auf einen neuen Lebensweg einlassen, mit Schmerzen und Selbstmitleid leben musst.
Kannst du das nicht, solltest du dir ganz genau überlegen, ob das kurze Überlegenheitsgefühl als Schluss-Macher wirklich dein manifester und unabdingbarer Wille ist.
Wenn der Trennungsschmerz nicht vergeht – gibt es ein Zurück?
Hier gibt es keine pauschale Antwort. In der Praxis zeigt sich, dass manche Paare nach einer längeren Trennungszeit neu zueinander finden. Doch es gibt keine Garantie, da sowohl du, wie auch der Verlassene ein neues Leben beginnen kann.
Es hilft nichts, wenn du deinem ehemaligen Partner nachtrauerst und doch siehst, wie glücklich er in einer neuen Beziehung – oder gar mit einer neuen Familie ist. Dränge dich nicht dazwischen und führe dir vor Augen, dass du die Liebesbeziehung beendet hast.
Wenn der Verlassene die Trennung besser verarbeitet als du, kannst du dir eine ganz einfache Frage stellen, auf die du die Antwort bereits kennst.
„Hat er mich wirklich geliebt?“
Du leidest, obwohl du Schluss gemacht hast.
Der Verlassene leidet nicht.
„Warum also machst du dir Gedanken darüber, ob es ein Zurück gibt?“
Lerne, hinter deinem Entschluss zu stehen und lenke dich ab, indem du mehr Sport machst, dich mit Freunden triffst und keinesfalls zu Hause in der Einsamkeit trübe Gedanken hegst.
Der Schmerz vergeht nicht? – Hier findest du einen weiteren hilfreichen Artikel: Trennung nicht verkraftet: psychischer Ausnahmezustand durch Liebes-Aus
Warum ausführliche Gespräche über die Trennung das A und O sind
Sollte eine Rückkehr in die Beziehung von dir und vom Verlassenen gewünscht werden, besteht durchaus eine Chance aber auch nur wenn ihr sämtliche Beziehungsprobleme löst.
Doch Achtung: Du kannst nicht neu anknüpfen, sondern du musst bereits für einen Neustart sein. Das wiederum setzt voraus, dass du das Gespräch über deine Gründe der Beendigung suchst und offen berichtest, warum du Schluss gemacht hast und den Trennungsschmerz doch nicht überwinden kannst. Nur so besteht die Chance deine Beziehung nach einer Trennung zu retten.
Manchmal geht es dem Anderen genauso und es besteht die Chance, die Lebenspartnerschaft auf einer anderen Ebene UND unter Ausschluss der Vergangenheit neu zu beginnen.
Wenn aus Selbstmitleid Selbsthass wird…
Egal was du tust und wie du dich positionierst, dein Selbstmitleid vergeht nicht. Langsam beginnst du dich für deine Worte als Schlussmacher zu hassen und sagst dir, dass du es nicht besser verdient hast. Auf diese Weise wird dein Schmerz nicht verarbeitet.
Vielmehr geißelst du dich selbst und bringst dich in einen Strudel, der gefährlich für deine Lebensqualität und für dein Selbstbewusstsein wird.
Nur wenn du dich selbst liebst, kannst du auch einen Lebenspartner finden und lieben. Hasst du dich, wirst du womöglich anderen Menschen zukünftig weh tun und alles vermeiden, was dir weh tun könnte.
Wer ist der richtige Gesprächspartner?
Auf dem Weg zum Verarbeiten des Geschehenen brauchst du einen Menschen, dem du dich mit allen Gedanken und Gefühlen anvertrauen kannst. In vielen Fällen ist das der beste Freund oder die beste Freundin. Aber achte darauf, dass es sich bei deinem Gesprächspartner um eine neutrale Person handelt.
Freunde, die selbst ihr Leben lang der Schluss-Macher waren, werden dich in deinem Beschluss bestätigen. Doch sie sind dir keine große Hilfe, wenn du den Trennungsschmerz spürst und bereust, dass du alles aufgegeben hast.
Gemeinsame Freunde sind nur selten eine Hilfe
Ebenso ungeeignet wie ein kontinuierlicher Schlussmacher ist ein gemeinschaftlicher Freund, der gegenüber dir und dem ehemaligen Partner loyal ist.
Es ist sehr wahrscheinlich, dass nicht nur du, sondern auch dein ehemaliger Lebenspartner das Gespräch sucht oder es bereits gesucht hat.
Gemeinschaftliche Freunde möchten keine Partei ergreifen und sind daher nur selten die Hilfe, die du in einer unparteiischen Person findest.
Wichtig ist aber, dass du ein sehr gutes Vertrauensverhältnis zum Gesprächspartner hast und dass es jemand ist, der nicht selbst ein Auge auf dich geworfen hat.
Was du als Schlussmacher keinesfalls tun solltest
Egal was dir durch den Kopf geht, lasse dich nie dazu hinreißen, etwas Schlechtes über die vergangene Partnerschaft zu erzählen. Details sind nicht für die Ohren der Außenwelt bestimmt und auch wenn du einen guten Grund für die Trennung hattest, ist es besser, wenn du ihn nicht ausweitest.
Sprich nie über sexuelle Details oder darüber, was in der vergangenen Liebesbeziehung im Vertrauen erzählt wurde. Vermeide es auch, Freunde über den ehemaligen Lebenspartner auszuhorchen oder gar den Kontakt zu seiner neuen Partnerin / dem neuen Freund zu suchen.
Wenn dir ein derartiger Gedanke kommt, rufe dich selbst zur Ordnung und bedenke:
Du warst der ausschlaggebende Punkt und DU hast es so gewollt.
Übereilte Entscheidung – und nun?
„Du hast lange vor dem gesprochenen Wort über die Beziehungsbeendigung nachgedacht?“
„Doch nun ist es geschehen und du empfindest deinen Beschluss als übereilt?“
Der Rückschluss ergibt, dass du wohl doch nicht so lange – zumindest aber nicht ausführlich darüber nachgedacht hast, ob dein Entscheid richtig ist. Denn anderenfalls könntest du dahinterstehen und müsstest dich jetzt nicht fragen, ob du die Sache umkehren, ob du die Liebesbeziehung zurückgewinnen kannst oder ob der Schmerz jemals vergehen wird.
Wenn du trotz reiflicher Überlegung dennoch vor der Frage nach der Richtigkeit deinen getroffenen Entschluss stehst, empfehlen wir dir, dass du dich am besten genau an den Menschen wendest, der deine Worte ebenso wie du selbst verarbeiten muss.
Manchmal ist ein Comeback nicht ausgeschlossen und diese Chance kannst du nutzen, ehe du den richtigen Moment ungeachtet verstreichen und dein Glück vielleicht vorbeiziehen lässt.
Die Liebe ist da, doch die Basis fehlt?
Wenn du wirklich liebst, hat die Lebenspartnerschaft meist auch eine Basis. In allen anderen Fällen handelt es sich eher um den Übergang der ersten Verliebtheit zur wachsenden Liebe, die sich anders anfühlt als die Schmetterlinge im Bauch.
Überlege dir, was dir an deinem Gegenüber gefallen hat und warum du dich in ihn verliebt hast. Setzt euch zusammen und sprecht über eure Ziele, ohne euch gegenseitig zu beeinflussen. Ob eine gemeinsame Basis besteht, oder ob eure Lebensplanungen konträr verlaufen, kann nur ein klärendes Gespräch aufzeigen.
Wenn du noch liebst und wenn du spürst, dass es dem Anderen genauso geht, ist der richtige Zeitpunkt für die alles klärenden Worte gekommen.
Kannst du eine gemeinsame Zukunft realistisch einschätzen?
Viele Paare glauben, dass sie ihren Lebenspartner wie ihre eigene Westentasche kennen.
„Aber Hand aufs Herz, was weißt du wirklich?“
Du kannst nur das wissen, was du erfragst und worauf du eine Antwort erhalten hast. Gerade langjährige Beziehungen verstummen mit der Zeit und du weißt daher nicht, ob sich die Lebensplanungen des Partners verändert haben und wonach er strebt.
Ehe du dir den ganzen Trennungsschmerz antust und dein Gegenüber verletzt, darfst du genauestens abwägen, welche Gemeinsamkeiten ihr habt und wo sich eure Vorstellungen trennen.
Anhand dieser Punkte kannst du – sofern du noch liebst – abwägen, ob ihr mit ein wenig neuem Schwung in eurem Alltag nicht doch eine gute Chance für eine glückliche gemeinsame Zeit habt.
Fazit – Triff schwerwiegende Lebensentscheidungen nicht übereilt und löse dich vom Perfektionismus
Ob in einer Beziehung oder nach deren Beendigung – dein schlimmster Gegner ist der Perfektionismus, der Traum vom Märchenprinzen, der dich ein Leben lang auf Händen trägt.
Sieh realistisch in die Welt und halte dir die schönen Momente der Lebenspartnerschaft vor Augen. Nur dann kannst du sehen, ob ihr zusammengehört oder ob du wirklich Schluss machen solltest.
Vorschnell aufgeben ist nicht mutig, sondern ein häufiger Fehler, denn eine Beziehung kann meist gerettet werden.