Trennung nach 10, 20, 30 Jahren verstehen und überwinden!
Eigentlich gilt das siebte Jahr einer Beziehung als verflixt.
„Doch was, wenn ein Paar es durch das Schicksalsjahr geschafft hat und sich dann doch nach 10, 20 oder gar 30 gemeinsamen Jahren trennt?
Oder es zumindest überlegt – gehen oder bleiben?“
„Wie kann das Leben im Anschluss an eine Trennung weitergehen?“
„Wie lässt sich mit der neuen Situation umgehen, wenn das Beziehungsende gar nicht gewollt war?“
Die Scheidungsstatistik für Langzeitehen
Auch lange andauernde Ehen können scheitern und werden geschieden. Alles über zehn Jahre gilt als eine Langzeitbeziehung.
Laut einer Statistik wurden im Jahr 2016 beispielsweise hierzulande 55.510 Ehen geschieden, die zwischen 10 und 19 Jahren gehalten hatten. Zusätzlich wurden 47.886 Ehen gerichtlich getrennt, die 20 oder mehr Jahre Bestand hatten. Insgesamt wurden in dem Jahr 162.397 Ehescheidungen durchgeführt.
In Prozent umgerechnet entfallen somit rund 34,2 Prozent aller Scheidungen des Jahres 2016 auf Ehen mit einer Dauer von mindestens 10 Jahren und rund 29,5 Prozent auf Ehen, die mindestens 20 Jahre gehalten hatten. Zusammengenommen sind das 63,7 Prozent aller Scheidungen.
Trennungen trotz einer langen gemeinsamen Zeit sind also alles andere als eine Ausnahme. Das gilt für ein verheiratetes und unverheiratetes Pärchen gleichermaßen. Wenn du dich auch getrennt hast, obwohl ihr lange zusammen wart, bist du wahrlich nicht allein!
Dennoch hat das Auflösen einer Beziehung nach vielen gemeinsamen Jahren eine ganz andere Qualität. Über die lange Zeit hinweg sind beide Partner regelrecht zusammengewachsen. Es muss viel Emotionales und Materielles auseinanderdividiert werden.
Eine Trennung im Alter von 40, 50 oder mehr Jahren kann zu einer echten Identitätskrise führen.
„Wer bin ich, wenn es uns nicht mehr gibt?“, spukt vielleicht auch durch deinen Kopf.
Aber das Beziehungsende kann auch ein Befreiungsschlag sein, wenn sich das gemeinsame Unglücklichsein negativ auf andere Lebensbereiche und das Wohlbefinden ausgewirkt hat.
Trotzdem kann der Schritt in die neue Zukunft im Nachhinein an eine lange Liebe eine schmerzhafte Herausforderung sein.
Sechs Dinge, die du nicht über Trennungen nach vielen Jahren wusstest
#1: Midlife-Crisis oder Empty-Nest-Syndrom selten Grund für Liebes-Aus
Veränderungen und als besonders herausfordernde Lebensabschnitte wie das Empty-Nest-Syndrom eine Midlife-Crisis oder die Zeit, wenn der Nachwuchs bereits aus dem Haus ist, sind meist nicht schuld daran, dass eine Partnerschaft zerbricht.
Vielmehr ist es die Beziehungsvergangenheit, zeigte unlängst eine Studie. Demnach tendieren Menschen, die sich in der Vergangenheit bereits von einem langjährigen Partner getrennt oder scheiden lassen haben, dazu es wieder zu tun.
#2: Relativer Wohlstand kann ein Schutzfaktor gegen eine Trennung sein
Eigentlich herrscht die Überzeugung vor, dass mangelnde Finanzen viele unglückliche Paare zusammenhalten. Und tatsächlich kennst wahrscheinlich auch du Frauen und Lebenspaare, die es sich schlicht nicht leisten können, sich zu trennen. Plötzlich zwei Haushalte unterhalten zu müssen, scheint ein Ding der Unmöglichkeit.
Anstatt sich finanzielle Probleme aufzubürden, bleiben sie lieber zusammen, obwohl sie längst nicht mehr glücklich sind. Dabei zeigt eine Untersuchung, dass Arbeitslosigkeit ein signifikanter Faktor bei den Scheidungsgründen ist. Finanzielle Probleme sind für eine Liebschaft eine Belastung und etliche Beziehungen scheitern daran.
Relativer Wohlstand kann insofern eine schützende Wirkung haben, als dass Lebenspaare mehr Optionen haben, obwohl sie unglücklich sind. Außerdem gibt es für beide Seiten mehr zu verlieren, wenn das Pärchen auseinandergeht.
Anstatt also die Beziehung oder Ehe in der Lebensmitte zu beenden, wählen wohlhabendere Paare einen anderen Weg. Sie gehen entweder zur Paartherapie oder bauen sich ohne Trennung quasi getrennte Existenzen mit anderen Freunden, Hobbys und Co. auf.
#3: Trennungsgrund liegt oft in der Vergangenheit
Wenn eine lange Beziehung oder Ehe endet, liegt der Grund häufig Jahrzehnte zurück. Lange Partnerschaften enden selten aus einer Laune heraus. Meist sind aufgestaute Beziehungskrisen, Ehekrisen sowie auch unaufgelöste Beziehungsprobleme oder unausgesprochene Dinge die Ursache sein.
Eine neue Liebe ist hin und wieder ein Faktor – aber mehr Symptom als Ursache. Langjährige, gut funktionierende Partnerschaften fallen nicht auseinander, weil jemand neues einem der Partner schöne Augen macht. Manchmal kann es sein, dass die Partnerschaft trotz der vielen Jahre nie wirklich gut war.
Beispielsweise weil ein Kernstück gefehlt hat, das Paar etwa emotional oder intellektuell nie auf Augenhöhe war. Weil aber andere Sachen gepasst haben und Kinder da waren, blieben viele dieser Lebenspaare trotzdem zusammen. Nach Jahren erst rückt dieser Aspekt verstärkt in den Fokus und wird zum Trennungsgrund.
Auch lebensverändernde Entscheidungen in der Vergangenheit können noch lange Zeit später der Grund für das Liebes-Aus sein.
Zum Beispiel ein Umzug in eine andere Stadt oder ins Ausland, der den Lebensweg schwer verändert hat.
Während ein Partner am neuen Wohnort Karriere gemacht hat, musste der andere zurückstecken. Hin und wieder kann der Ärger darüber Jahrzehnte später noch sehr stark sein und zum Trennungsgrund werden.
#4: Kinder kämpfen unabhängig vom Lebensalter mit einer Trennung oder Scheidung der Eltern
Egal wie alt dein Nachwuchs ist, dass Mama und Papa sich trennen, ist nie schön.
Während viele Paare zusammen bleiben bis die Kleinkinder erwachsen sind, ist das Beziehungsende der Eltern für Kinder unabhängig vom Lebensalter schwierig. Sogar derart schwierig, dass es für das Eltern-Kind-Verhältnis belasten sein kann. Eine Studie ergab zum Beispiel, dass erwachsene Töchter dazu neigen, ihre Väter für eine Scheidung nach vielen Ehejahren verantwortlich zu machen.
Außerdem legt diese Studie nahe, dass es durch die Trennung eine veränderte Familiendynamik gibt. Dabei werden die frisch geschiedenen Mütter stärker von ihren Kindern abhängig. Auch das kann sich negativ auf die Beziehungen zwischen Mutter und erwachsenen Kindern auswirken.
Ein typischer Gedanke von älteren und erwachsenen Kindern ist:
„Wenn sie es all die Zeit geschafft haben miteinander auszukommen, könnten sie das einfach weiter machen. Im Sinne ihrer Kinder und Enkelkinder und für das Leben, das sie zusammen aufgebaut haben.“
Wichtig: Wenn du dich nach einer langen Zeit trennen willst oder bereits getrennt hast, musst du dein eigenes Wohl und Glück zur Priorität machen. Nicht die Zufriedenheit der Kids oder Enkelkinder zählt, sondern deine. Kids können sich an die neue Situation gewöhnen. Insbesondere erwachsene Nachkommen schaffen das.
#5: Trauer kann lange im Anschluss an eine Trennung anhalten, auch wenn das Aus einvernehmlich war
Ab und zu sind beide der Meinung, dass es trotz einer langen gemeinsamen Zeit besser ist, getrennte Wege zu gehen. Und doch kommt dieser eine Gedanke ab und an auf:
„Ich weiß, dass die Partnerschaft mich nicht glücklich gemacht hat. Aber es gab auch schöne Dinge daran – oder hätte sie geben können.“
Solche Überlegungen können auch lange später noch traurig stimmen. Auch Menschen, die sich absolut nicht vorstellen können, jemals zum Ex zurückzukehren und froh sind, dass die Beziehung vorbei ist, können so empfinden.
Wenn du also darum trauerst, was hätte sein können, ist das ganz normal. Oft kommen einem die Enkelkinder in den Sinn, die nicht selten erst im Trennungsjahr oder gar später geboren werden. Dann ist es leicht, sich in nagenden Gedanken zu verfangen:
„Wie schön wäre es, wenn die Enkelkinder verheiratete Großeltern hätten und nicht nur Oma und Opa getrennt genießen könnten?
„Wie wunderbar wäre das Zusammensein der Familie an Feiertagen?“
Lass dich von solchen Gedanken nicht verrückt machen. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass du getrennt gesünder und glücklicher bist!
#6: Herzschmerz in der Lebensmitte und darüber hinaus kann positive Folgen haben
Dass Menschen in der Jugend und im jungen Erwachsenenalter Liebeskummer haben, sehen wir als ganz normal an. Geradezu als wichtige Erfahrung, die sie viel fürs Leben lehrt.
Dabei kann Liebeskummer auch später im Dasein durchaus positive Effekte entfalten. Mitunter ist der positive Effekt, dass eine turbulente Beziehungskiste vorbei ist und du endlich glücklicher und gesünder durchs Leben gehen kannst.
Und häufig ist es das positive Ergebnis, im Nachgang an einen schmerzhaften Trennungsprozess wieder eine neue Liebe zu finden.
„Wer weiß, vielleicht wartet das auch auf dich?“
Trennung nach vielen Jahren: das Materielle
Unabhängig davon, warum ein Pärchen sich trotz einer mehr als zehnjährigen Zeit des Zusammenseins für ein Ende entscheidet, ist es wichtig zu verstehen, dass es deutlich komplizierter ist, das gemeinsame Dasein auseinanderzudividieren als bei einer kürzeren Partnerschaft.
Wer 10, 20 oder 30 Lebensjahre miteinander verbracht hat, hat eine gemeinsame Existenz aufgebaut.
In aller Regel bedeutet das: Die Finanzen sind groß miteinander verwoben.
Je länger ein Paar zusammen war, desto eher gibt es viele gemeinsame Wertgegenstände, vielleicht auch ein gemeinsames Eigenheim und natürlich das während der gemeinsamen Zeit erwirtschaftete Vermögen. Gerade bei Trennungen im fortgeschrittenen Alter wird um diese Vermögenswerte mitunter erbittert gekämpft.
Bei Paaren, die knapp zehn Jahre miteinander verbracht haben, kommen nicht selten elterliche Pflichten hinzu. Denn sind gemeinsame Kleinkinder da, sind sie meist noch in einem Lebensalter, in dem die Fragen um Sorgerecht und Unterhalt geklärt werden müssen.
Wer sich nach 20, 30 oder mehr Jahren trennt, hat dieses Problem in der Regel nicht mehr.
Denn der Nachwuchs ist dann mit einer größeren Wahrscheinlichkeit bereits aus dem Haus oder zumindest auf dem besten Weg dahin. Hat das Pärchen mehrere Jahrzehnte gemeinsam verbracht, ist der Nachwuchs in der Regel zumindest volljährig.
Zeitweise befinden sich die Nachkommen noch in der Ausbildung oder studieren und sind um die finanzielle Hilfe der Eltern froh. Aber auch dann ist der Nachwuchs nicht mehr so auf die elterliche Fürsorge angewiesen wie kleinere Kids.
Finanzielle Folgen bei Ende einer Lebenspartnerschaft durchrechnen
Die finanziellen Auswirkungen eines Beziehungsendes solltest du genau abwägen und dich im besten Fall auch professionell beraten lassen.
Wer sich trotz vielen Ehe- oder Beziehungsjahren trennt, hat ein gemeinsames Auto, ein abbezahltes Haus, vielleicht teure Möbel oder wertvolle Kunststücke. Außerdem gibt es diverse Spar– und Girokonten, Aktien oder Depots.
Das muss in deinem Fall nicht sein, oder du weißt einfach nichts davon. Aber: Was euch gemeinsam gehört, muss auch aufgeteilt werden.
Ideal ist es, wenn es fair zugeht.
Vereinzelt ist das Ende einer jahrelangen Liebesbeziehung von Bitterkeit geprägt. Dann wird meist umso härter um Geld gestritten. Und es kann vorkommen, dass in der Trennungsphase plötzlich Geld, Schmuck oder Wertpapiere wie vom Erdboden verschwunden sind.
Dir vor dem Auseinandergehen einen guten Überblick über eure gemeinsamen Finanzen zu verschaffen, ist daher empfehlenswert.
Als Nächstes stellt sich die Frage,
„wer was behält oder ob alles verkauft und der Erlös aufgeteilt wird?“
Diese Fragen sind nicht einfach zu beantworten. Vor allem auch, weil etwa das Haus mit Emotionen behaftet ist. Hier seid ihr glücklich gewesen und habt eure Knirpse großgezogen.
„Und jetzt soll das Haus im Nachhinein einfach verkauft werden?“
Um den besten Lösungsweg im Anschluss an eine jahrelange Beziehung zu finden, ist es sinnvoll, sich an professionelle Berater zu wenden.
Trennungsunterhalt und Unterhalt: Wenn der Besserverdiener zahlen muss
Anschließend an das Ehe Ende gibt es die Option für sogenannten Trennungsunterhalt. Die Möglichkeit gilt, wenn du finanziell vom Ex abhängig warst und deinen Lebensunterhalt nicht allein bestreiten kannst. Dem zugrunde liegt § 1361 im Bürgerlichen Gesetzbuch, auch BGB genannt.
Zum Tragen kommt der Trennungsunterhalt aber nur dann, wenn dein Ex selbst genug Geld verdient, um dir den Unterhalt zahlen zu können. Dir als der geringen verdienenden Person stehen 3/7 des anrechnungsfähigen Nettoeinkommens deines Ex zu, der wahrscheinlich die besserverdienende Person ist.
Falls du zusätzlich arbeiten gehst und dein eigenes Geld verdienst, wird dein regelmäßiges Einkommen von dem anrechnungsfähigen Nettoeinkommen deines Ex-Ehemannes abgezogen. Von diesem Differenzeinkommen erhältst du wieder 3/7. Deinem Ex müssen abzüglich der Unterhaltszahlung in jedem Fall mindestens 1.200 Euro bleiben.
Dieser sogenannte Selbstbehalt gilt als Untergrenze und dient der Sicherung des Lebensunterhaltes. Verdient dein Ex wenig, muss er sehr wahrscheinlich keinen Trennungsunterhalt zahlen. Außerdem ist der Trennungsunterhalt befristet. Selbst wenn du den Unterhalt erhältst, gibt es das Geld nicht ewig.
Falls du während der jahrelangen Ehe nicht gearbeitet hast, würde zum Trennungsunterhalt vielleicht auch noch Unterhalt kommen. Der Unterhalt würde ebenfalls nicht dauerhaft sein, sondern einige Jahre lang bezahlt werden.
Ausnahmen gelten, wenn du bereits im Rentenalter bist, dich in einem Alter befindest, in dem sich keine Anstellung mehr finden lässt oder gesundheitlich bedingt gar nicht arbeiten kannst. Dann würde dein Ex-Ehemann im Nachhinein an eine Scheidung unterhaltspflichtig sein, sofern er selbst genug verdient.
Eine Scheidung wirkt sich übrigens auch auf die Rente aus.
Wenn dein Ex-Mann Karriere gemacht hat und sich einen hohen Rentenanspruch aufbauen konnte, während du daheimgeblieben bist oder beruflich zurückgesteckt hast, kann es sein, dass er einen Anteil seiner Rente an dich abtreten muss.
Das kann nicht nur für finanzielle Probleme im fortgeschrittenen Alter sorgen, sondern auch das Verhältnis belasten, falls ihr noch irgendwie freundschaftlich verbunden seid.
Trennung nach langer Zeit: das Emotionale
Solange auf beiden Seiten ein Rest an positiven Gefühlen vorhanden ist, kann eine Paartherapie kaputte Partnerschaften retten.
„Wie rette ich meine Beziehung?„
Hierfür müssen beide Partner wirklich ehrlich sein, damit die Beziehung gerettet werden kann.
Sind keine positiven Restgefühle mehr vorhanden, ist es besser, einen Schlussstrich zu ziehen und einvernehmlich getrennte Wege zu gehen. Manchmal kann es sich lohnen, um die Liebe zu kämpfen oder eine andere Abmachung zu treffen, bei der das Paar nicht mehr in einer Liebesbeziehung ist, aber trotzdem zusammenbleibt.
Wenn das Zusammensein aber nur Stress bedeutet, ist das selbstverständlich keine Option. Natürlich tut es weh, gelegentlich unfassbar doll, wenn eine Liebschaft zu Ende geht. Mitunter ist der Schmerz in einer unglücklichen, jahrelangen Paarbeziehung zu verbleiben aber noch größer.
Ehrlichkeit ist daher in einer Paarbeziehung wichtig. Auch dann, wenn sie zu Ende geht.
Im Nachgang an das Liebes-Aus ist es entscheidend, sein eigenes Ich wiederzufinden.
Plötzlich gibt es kein „wir“ und kein „uns“ mehr. Da ist nur noch „ich„. Diese eigene Identität wiederzuentdecken und womöglich wieder neu aufzubauen, braucht Kraft und Zeit. Doch es ist für das weitere Dasein wichtig.
Wenn du die Verlassene bist und noch schlimmer, wenn das Ende ohne Vorwarnung kam, besteht die Gefahr, dass du dich selbst verlierst. Das Beziehungsaus trotz vieler gemeinsamer Lebensjahre löst einen emotionalen Ausnahmezustand aus.
Das Risiko für einen Absturz, sogar eine psychische Erkrankung, ist real, wenn im Anschluss an einer gefühlt gemeinsamen Existenz der Lebenspartner plötzlich fehlt.
Stecke deine Energien also bewusst in das, was dich als Person nährt.
- Dein soziales Netzwerk aus Freunden, Familienmitgliedern und Bekannten.
- Dein Berufsleben, deine Kollegen und beruflichen Projekte.
- Deine Hobbys und Freizeitbeschäftigungen.
- Deine Gesundheit und deinen Körper, deine Träume, Wünsche und dein Wohlbefinden.
Versuche möglichst viel davon wiederaufzubauen, um als Person wieder stark zu sein.
Fünf Säulen als Sinnbild für seelische Stabilität
In der Psychologie gibt es ein Konzept, das sich fünf Säulen der Identität nennt. Die Idee dahinter ist, dass es unterschiedliche Lebensbereiche gibt, die beeinflussen, ob du dich auf emotionaler Ebene stabil fühlst.
Die fünf Säulen betreffen:
- das Leibliche, also deinen Körper und deine Gesundheit
- das Soziale, also dein Netzwerk an Beziehungen zu anderen Menschen
- das Tätig-sein, also die Arbeit und Leistung mit der du dich identifizieren kannst (damit muss nicht unbedingt ein Erwerbseinkommen verbunden sein)
- das Materielle, also deine finanzielle Sicherheit
- das Ideelle, also deine Werte, Normen und Überzeugungen
Gerät eine dieser fünf Säulen ins Wanken oder bricht sogar weg, kann die emotionale Stabilität verloren gehen. Das kann sich so anfühlen, als wenn einem der Teppich unter den Füßen weggerissen wird. Als würde jemand in einem endlosen Ozean schwimmen, an dessen Rändern nie Land zu sehen ist. Das Loch, in das jemand fallen kann, wenn eine dieser fünf Säulen eingestürzt ist, ist tief.
Psychologen ziehen geradezu einen krassen Vergleich: Menschen mit gebrochenem Herzen können genauso leiden wie Traumapatienten. Das heißt, Liebeskummer kann genauso viel Leid erzeugen wie beispielsweise ein Terroranschlag. Der Vergleich ist drastisch! Aber bei Weitem nicht an den Haaren herbeigezogen.
Vor allem dann, wenn du verlassen worden bist und keinen Trennungswunsch hattest, musst du besonders auf deine emotionale Gesundheit achten. Denn es kann passieren, dass der normale Trauerprozess, der übrigens vier konkrete Phasen durchläuft und selten länger als zwei Jahre dauert, ins Stocken gerät.
Als Schlussmacher darfst du die Trennung verarbeiten ebenso als Verlassene, wo meist der Schmerz besonders groß ist. Zusätzlich sind da Fragen. Viele Fragen. Oft bleiben sie ungeklärt, weil der Ex einfach nicht mehr reden will.
„Was kannst du in solchen Fall tun, um dich vor der emotionalen Tiefe zu schützen bzw. da schnell wieder heraus zu kommen?“
Hilfe holen, wenn der Schmerz zu intensiv wird
Dir professionelle Hilfe zu holen, wenn du merkst, dass du alleine den Trennungsschmerz nicht überwinden kannst, ist wichtig. Das muss dir unter keinen Umständen unangenehm sein. Wenn der Schmerz überwältigend wirkt, dich geradezu lähmt oder lange Zeit unverändert andauert, ist professionelle Hilfe Gold wert.
Weil es sehr viele Menschen gibt, die jedes Jahr, jeden Monat und sogar jeden Tag auseinandergehen, wurden zahlreiche Hilfsangebote für Getrennte und Geschiedene eingerichtet. Diese Angebote sind kostenlos und niedrigschwellig. Manchmal musst du deinen Namen nicht mal angeben und kannst ohne Voranmeldung Hilfe bekommen.
Psychologisch geschulte Berater können dir im persönlichen Gespräch oder am Telefon helfen, über die emotionale Belastung hinwegzukommen, die das Liebes-Aus verursacht hat. Und wenn die emotionale Belastung dich überwältigt und du den Alltag nicht mehr schultern kannst, ist es Zeit, dich an einen Arzt zu wenden.
Der Hausarzt ist eine gute Anlaufstelle dafür. Dank der Schweigepflicht musst du dir keine Sorgen machen, dass intime Informationen zu deinem Wohlbefinden zu irgendwelchen Außenstehenden geraten.
Ärzte können dich an Psychologen vermitteln oder dir Medikamente verschreiben, die etwa beim Einschlafen oder gegen andere körperliche oder seelische Beschwerden helfen. Das hilft dir, wieder den Kopf über Wasser zu kriegen. Wieder durchzuatmen und Kraft für die nächsten Schritte zu sammeln.
Nimm jede Hilfe in Anspruch, die du brauchst, um wieder emotional auf die Beine zu kommen. Wenn sich im Nachgang an viele Ehe- oder Beziehungsjahre das Leben so stark ändert, und der womöglich wichtigste Bezugspunkt wegfällt, kann das Dasein schon mal aus den Fugen geraten. Dafür haben alle Verständnis.
Erwachsene Kinder sind nicht mehr deine Verantwortung, wenn es um dein Lebensglück geht
Übrigens ist es nicht deine Aufgabe für deinen erwachsenen Nachwuchs oder irgendwelche anderen Familienmitglieder da zu sein, wenn sie das Ende deiner Beziehung nicht akzeptieren wollen.
Natürlich kannst du deinen erwachsenen Kids in der auch für sie schwierigen Situation zur Seite stehen. Aber nur, wenn du selbst fit genug dafür bist. Denn im Endeffekt muss jeder erwachsene Mensch selbst damit klarkommen, dass gewisse Dinge im Dasein nicht unbedingt von Dauer sind.
Auch für erwachsene Söhne und Töchter, welche unter der Scheidung ihrer Eltern leiden, gibt es inzwischen professionelle Hilfsangebote. Auf diese Weise können Betroffene Gleichgesinnte und erfahrene Psychologen finden, die ihnen helfen, den Sinn in der Situation zu sehen.